Vom Glauben reden ist gar nicht sooo schwer! Ein paar Kleinigkeiten sind dabei allerdings schon zu beachten. Hier mein ABC der Glaubenskommunikation. Heute: J wie Jesus.
Wie hat Jesus das Evangelium kommuniziert? Wenn er heute bei uns wäre, wäre er ein donnernder Bußprediger wie Billy Graham, den manche das „Maschinengewehr Gottes“ genannt haben? Oder wäre er eher der in sich gekehrte spirituelle Meister, wie Frère Roger Schutz? Wäre er ein Mann der großen Gesten im Blitzlichtgewitter, wie Papst Franziskus? Oder würde man ihn eher auf der Parkbank antreffen, ins Gespräch vertieft mit Freunden?
Klar ist: Jesus lässt sich auf keine dieser Seiten festlegen. Er tritt mal so auf und mal so. Dabei verändert sich jedoch nur das Setting, sondern auch die Botschaft. Wenn Jesus zur Umkehr aufruft, dann betrifft das meistens einzelne: die Jünger, die er in die Nachfolge beruft; den „reichen Jüngling“; den Zöllner Zachäus; die Frau am Brunnen; die Ehebrecherin. Bei diesen Begegnungen ist das Wort „Aufruf“ eigentlich fehl am Platz. Jesus braucht nicht zu rufen, denn seine Gesprächspartner stehen unmittelbar vor ihm. Manchmal scheint es, als brauche es gar keine ausdrückliche Aufforderung, um eine Lebenswende einzuleiten. Was Jesus tut, reicht aus. Dass er sich dem ausgegrenzten Zöllner zuwendet, reicht aus, um eine radikale Lebenswende einzuleiten. Nicht die Worte sind das Entscheidende, sondern die Zuwendung. Und wenn er zu der Ehebrecherin sagt: „Sündige hinfort nicht mehr!“, so ist der Satz, der sie für ihn eingenommen haben dürfte, schon vorher gefallen: „So verdamme ich dich auch nicht.“
Umkehr, dieses Thema scheint für Jesus ins Einzelgespräch zu gehören.
Wenn Jesus zu den Massen spricht, geht es dagegen meistens nicht um Umkehr, sondern darum, ihnen Gutes zu tun. Am See Genezareth macht er die Massen satt. Immer wieder heilt er viele Kranke, befreit Besessene von Dämonen oder wendet sich den Kindern zu. Zwar enthält die Bergpredigt natürlich jede Menge herausfordernde Sätze, doch am Anfang stehen die Seligpreisungen, steht der Zuspruch. Und mit dem Vaterunser, das im Zentrum der „Rede aller Reden“ steht, schenkt Jesus den Menschen Worte des Vertrauens, die Gott in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen: als Vater eben, als fürsorglichen Vertrauten.
Wie Jesus sich den Massen zuwendet, das wirkt meistens völlig bedingungslos. Jesus macht keinen Aufruf, er fordert keine Entscheidung unter dem Kreuz, geschweige denn eine ausgefüllte Mitgliedschaftserklärung – er teilt einfach aus und schenkt. Das hat offenbar mehr Wirkung als alles ein- oder aufdringliche Werben. Jesus riskiert zwar, dass die Beschenkten das Geschenk annehmen und anschließend den Dank vergessen – wie die neun Aussätzigen, die nach ihrer Heilung von Jesus nicht mehr gesehen wurden. Trotzdem stellt er seine Strategie nicht um und hört auch nicht auf zu heilen.
Kann es sein, dass auch die Kirche gut daran täte, in ihrer Glaubenskommunikation zweigleisig zu fahren, so wie Jesus? Also die wenigen, denen wir näher kommen, zur Umkehr rufen – und die vielen, mit denen wir nur lose in Berührung kommen, schlicht und einfach zu beschenken, mit guten Worten und mit heilsamer Zuwendung?
Sicher, das würde bedeuten, dass wir Abschied nehmen müssten von dem Anspruch, die Massen zur Umkehr zu bewegen. Es würde wohl auch bedeuten, dass wir damit leben müssten, eine Minderheit zu sein. Im Osten sind wir es ja längst. Auch Jesus und seine Jünger waren eine Minderheit, eine winzige noch dazu. Das hat sie nicht gekümmert. Sie haben sich nicht davon abhalten lassen, Salz in der Suppe zu sein. Nicht die ganze Suppe, aber eine Zutat, die herauszuschmecken ist, zum Wohl des Ganzen. #glaubenskommunikation #evjulife #salzindersuppe