Cannstatter Zeitung und Untertürkheimer Zeitung stehen seit Jahrzehnten für Qualität, Mut und Meinungsfreiheit
Von Gerd Schneider und Uli Nagel
Am 25. April anno 1868 erschien die erste Ausgabe der Eßlinger Zeitung, und darin findet sich folgender lakonischer Satz: „Was Wichtiges in Stadt und auf dem Lande geschieht, soll alsbald zur Kenntnis des Publikums gebracht werden.“ Die Zeiten und das Deutsch mögen sich geändert haben, und im digitalen Zeitalter auch die Wege und Kanäle, über die Nachrichten verbreitet werden – aber im Kern trifft diese Beschreibung noch heute zu. Sie gilt für die EZ wie für ihre „Töchter“ Cannstatter Zeitung und Untertürkheimer Zeitung, die seit 1960 zum Verlag gehören. Die Geschichte der CZ reicht zurück zum 1. Januar 1824, die der UZ zum 12. Juni 1899. Wie die EZ waren sie als unabhängige Lokalzeitungen stets der Demokratie und der Meinungsfreiheit verpflichtet. Für ihre Leser waren und sind sie ein verlässlicher Begleiter, der sie mit Informationen aus ihrer Umgebung und der ganzen Welt versorgt und ihnen Orientierung gibt – auch und gerade in unruhigen Zeiten wie diesen. „Journalisten“, schreibt der amerikanische Autor Timothy Snyder in seinem lesenswerten Büchlein „Über Tyrannei“, „sind heute wichtiger als je zuvor“.
Dass die Zeitungen des Bechtle-Verlags „für journalistische Qualität stehen“, konstatierte bei der Feier zum 150-jährigen Bestehen der EZ auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Und einer seiner Amtsvorgänger, Lothar Späth, 1999 Gastredner im Wilhelma-Theater beim Festakt zum Doppeljubiläum „175 Jahre Cannstatter Zeitung/100 Jahre Untertürkheimer Zeitung“, sprach sich für eine große Vielfalt der Medien aus, denn dies sei „die beste Waffe gegen Medienmanipulation“.
Immer wieder wurden Redakteure aus diesem Haus ausgezeichnet. Auch die bedeutendste Auszeichnung in der deutschen Zeitungslandschaft, der Theodor-Wolff-Preis, ging einmal an die EZ/CZ/UZ. Die Reporter Thilo Knott und Michael Thiem erhielten ihn 2001 für ihren investigativen Beitrag „Illegale Ware aus dem Doping-Dorf“. Bereits 1992 erhielten die Reporter Jörg Nauke und Achim Wörner den Publizistikpreis „Der baue Planet“ für ihre Serie „Unser Wasser“, eine Berichterstattung über Bad Cannstatt und sein Wasser.
Mut und journalistische Leidenschaft sind auch heute die Werte, von denen sich die Redaktion der Cannstatter Zeitung/Untertürkheimer Zeitung leiten lässt. Sie ist Teil des öffentlichen Lebens, setzt Themen und mischt sich ein. Ob bei der Debatte um den Expressbus vom Cannstatter Wilhelmsplatz in die Stuttgarter City, bei der Umgestaltung des Karl-Benz-Platzes in Untertürkheim, bei der Verkehrsproblematik in Hedelfingen oder beim potenziellen Neubauprojekt Schafhaus in Mühlhausen. Der folgende Satz von Lothar Späth anlässlich des CZ/UZ-Doppeljubiläums vor 20 Jahren hat folglich auch heute noch Gültigkeit: „Das weltweite Geschehen holen sich die Bürger aus den elektronischen Medien, was in ihrer Umgebung passiert, das wollen die Menschen in ihrer Lokalzeitung lesen“.