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Die neue Macht der Desinformation auf der großen Bühne

09:37
25.10.2019
  • Professor Bernhard Pörksen, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Medienwissenschaft der Universität Tübingen, spricht bei den MEDIENTAGEN 2019 über den kommunikativen Klimawandel, die veränderten Prozesse der Meinungsbildung und das globale Geschäft mit der Desinformation.

Im Kern geht es ihm darum, dass vor allem politische Kommunikation im Social-Media-Zeitalter einen wachsenden Kontrollverlust erleidet. Wir leben im "postfaktischen Zeitalter" – eine These, die angesichts der rasanten Verbreitung von Falschinformationen in der digitalen Welt populär geworden ist. Pörksen widerspricht jedoch: Wer dies einfach hinnimmt, resigniert, denn was will man gegen ein Zeitalter schon ausrichten?

Doch auch er konstatiert er eine Wahrheits- und Wissenskrise im digitalen Zeitalter, für die er 5 Diagnosen aufstellt:
  1. Geschwindigkeit vs. Genauigkeit: Dieser Grundkonflikt wird durch das Ideal, in Echtzeit zu berichten, drastisch verschärft. "Information ist schnell, Wahrheit braucht Zeit"
  2. Die heutige Informationsflut schürt oft Unsicherheit, statt für Klarheit zu sorgen: Gerade Extremereignisse seien die große Stunde der Falschinformationen. Ein Beispiel ist der Amoklauf von München 2016, in dem Massenpaniken durch falsche Informationen entstanden.
  3. Die Funktionsweise der Erregungs- und Emotionsindustrie vergrößert die Schere zwischen dem, was interessant und dem, was gesellschaftlich relevant ist.
  4. Neue Manipulationsversuche: Dadurch, dass jeder Inhalte verbreiten kann, wird das Potenzial gezielter Desinformation erhöht.
  5. Neue Sichtbarkeit: Durch die Verbreitung von Smartphones, "einer indiskreten Technologie", sind wir potenziell unter ständiger Beobachtung.
Angesichts dieser Entwicklungen plädiert Pörksen für ein neues Öffentlichkeitsbewusstsein: "Wir müssen uns von der digitalen Gesellschaft zur redaktionellen Gesellschaft wandeln, in der Maxime und Ideale des guten Journalismus zum Allgemeinideal werden: Prüfe erst, publiziere später, analysiere Quellen, höre auch die andere Seite, orientiere dich an Relevanz und Proportionalität und bleibe skeptisch."

Christian Feuring / Petra Schwegler

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