Als „Meister der Filmregie“ hat Festivaldirektor Michael Kötz den diesjährigen Regiepreisträger des Festivals des deutschen Films, Rainer Kaufmann, in seiner Preisrede gewürdigt. Er ehrte den 60-Jährigen vor allem dafür, in seiner Arbeit nicht zwischen Kino und Fernsehen zu unterscheiden. Wie bei „Stadtgeflüster“ von 1995, gedreht fürs TV, dann aber mit zwei Millionen Kinozuschauern erfolgreichster Film des Jahres – und der Durchbruch für Katja Riemann. „Gemütlich macht es sich Rainer Kaufmann keineswegs“, befand Kötz; Kaufmanns Filme spiegelten das gesamte Spektrum der Gesellschaft wider.
„Eine Wahnsinnsrede“, war Rainer Kaufmann danach etwas verlegen. Der Regiepreis in Ludwigshafen mache ihn sehr stolz. Gerade da dies ein so „publikumszugewandtes“ Festival sei. Hier treffe ein Geschichtenerzähler auf ein Publikum, das auch Geschichten hören möchte. Und er scherzte: „Einer meiner Antriebe ist ja tatsächlich, die Leute vor den Bildschirmen oder Leinwand vergessen zu lassen, dass sie vielleicht pinkeln müssen oder sich vorher gestritten haben.“
„Man kann meine Arbeit vergleichen mit der eines Dirigenten“, hatte Kaufmann zuvor im ersten Bühnengespräch auf der Parkinsel erklärt. „Wenn das Orchester nicht gut ist, kann man sich einen abdirigieren und es hilft nichts“, betont er wie abhängig er von seinem Team, insbesondere den Schauspielern, ist. Der 60-Jährige spricht bedächtig, denkt gern nach, bevor er antwortet. Er ist kein Mann, der sich gern in den Mittelpunkt stellt.
Auch mit Kritik geht er souverän um. „Das hört man natürlich nicht gern, aber ich nehme das an. Sie sind die Zuschauerin, deshalb haben Sie immer Recht“, sagte er zu einer Frau, die ihm im Bühnengespräch zuvor erklärt hatte, dass sie seinem Film „Ich will dich“ zu klischeebehaftet fand.
Susanne Schütz