Beim Promenadenplausch haben wir einen versierten Filmfestival-Gänger getroffen:
So wie für andere die Fasnacht, ist für Wolfgang Müller das Filmfestival die „fünfte Jahreszeit". „Wenn ich mal nicht dabei sein kann, fehlt mir richtig etwas", sagt der 65-Jährige. Dabei reist der Psychotherapeut extra aus Heilbronn an und ist bestens vorbereitet. In einer Tabelle hat er sich Titel, Uhrzeit, Ort und Anmerkungen eingetragen, um nichts zu verpassen. Das Kürzel „GK" bedeutet, ob es noch "genügend Karten" zu kaufen gibt. Mit Neonstift ist außerdem eine Aufgabe markiert: Er will nachfragen, wo es überall Inselgespräche mit den Filmemachern gibt, denn das ist das Beste am Festival, weil man mehr über die Hintergründe der Branche erfährt. "Mich interessiert zum Beispiel der Konflikt zwischen den kreativen Instanzen. Wie lenkt der Regisseur die Schauspieler? Wie werden die Rollen entwickelt? Das ist hochspannend! Und die Drehbuchautoren fühlen sich meist nicht ernst genommen, deshalb gab es hier mal einen Preis speziell für sie." Wie aufwendig das Schreiben ist, hat er selbst erfahren. An der Internationalen Kunstakademie in Heimbach hat er seinen Kurzfilm „High Hoon" über einen arroganten Anwalt gedreht. „Filme zu drehen ist gelebte Psychologie."