Er spricht dann aber zunächst viel über die Bedeutung von Entertainment. Havas gehört seit ein paar Jahren zu Vivendi, man erhofft sich Synergieeffekte, setzt auf integrierte Kommunikations- und Content-Angebote.
Der Markt ist im Umbruch, nichts Neues. Die Erlöse der Agenturen gehen zurück. Neue Konkurrenz taucht auf: IT, Consultants, dann der Inhousing-Trend. Schwierige Zeiten.
Die Menschen sind misstrauisch
Dazu die weltpolitische Lage. Bolloré zitiert aus der Havas-Studie "Meaningful Brands". Vertrauen sei eine seltene Ressource geworden mit dem Brexit, Trump, dem grassierenden Populismus und politische Krisen überall.
Das sei die Zeit von Purpose. Drei Viertel der Menschen glauben laut Studie, dass Unternehmen mehr als die Regierungen dieser Welt eine gesellschaftspolitische Rolle spielen sollten. Und 55 Prozent aller Verbraucher würden mehr Marken ihr Vertrauen schenken, die Werte verkörpern, und sie schließlich auch kaufen. Das ist wichtig: Denn 77 Prozent aller Marken weltweit würden nicht vermisst, verschwänden sie von heute auf morgen.
Was macht eine Marke also bedeutsam? Bolloré zitiert weiter: Ihre Funktionen, der Preis, die persönliche Bedeutung, aber auch ihre Bedeutung für das Leben anderer. Und das wird immer wichtiger. Also gut.
Die Havas-Methode
Havas sieht seine Mission also darin, einen Unterschied für seine Marken zu schaffen. Das ist nicht neu, aber in Cannes gut verkauft. Und das machen sie mit ihren:
(1) Daten und Methoden,
(2) dem Village-Modell, das Media und Kommunikation zusammenbringt,
(3) ihrer Talent-Strategie: Die Mitarbeiter stünden im Zentrum. Und
(4) dem Vivendi-Ökosystem.
Es ist das schlechteste Jahr seit Langem für Havas, was die Löwenausbeute in Cannes angeht. Die Agenturgruppe hat demnach also einiges zu tun mit ihrem Programm. Wobei man nicht unfair sein sollte: Nicht alles, was im Leben der Verbraucher heute bedeutsam erscheint, schafft den Weg in die Öffentlichkeit. Kommunikation wird schließlich immer individueller. Aber trotzdem: Glücklich sind sie über das Ergebnis sicher nicht bei Havas.
Die News zum Schluss
Die deutsche Filiale hat in Cannes nichts gewonnen dieses Jahr. Kreativchef Eric Schoeffler findet das aber nicht so schlimm. Lieber ist ihm, wenn die Qualität der Arbeit für die Kunden in der Breite wächst. Und das sei der Fall.
Am Ende doch noch was Neues: Havas eröffnet eine neue Dependance seines Ablegers Annex, der Agentur für Millennials, die mithilfe von Künstlern, Fotografen, Musikern und Modeschöpfern sowie Influencern Kommunikation für die neue Generation kreiert. In L.A. entsteht The Annex Battery, in Paris The Annex Bastille. Na also. Das scheint zu laufen.
Ansonsten typisch Cannes: Da sein, sich hübsch machen, Nettigkeiten austauschen. Hauptsache, alle sind mal wieder zusammengekommen.