Seinen Aufstieg an die Spitze der AfD hat Jörg Meuthen (57) dem Aufstand gegen Parteigründer Bernd Lucke zu verdanken. Nachdem Frauke Petry und ihre Verbündeten Lucke im Juli 2015 auf einem hitzigen Parteitag in Essen kaltgestellt hatten, wurde für den Co-Vorsitz ein Vertreter des wirtschaftsliberalen Parteiflügels gesucht. Da griff der Wirtschaftswissenschaftler zu. In den Jahren 2016 bis 2018 rückte Meuthen näher an den rechtsnationalen Parteiflügel um den Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke heran, der in dieser Zeit an Einfluss gewann. Meuthen besuchte das jährliche Kyffhäuser-Treffen der «Flügel»-Leute, schimpfte auf das «links-rot-grün verseuchte 68er-Deutschland» und behauptete, er sehe in seiner Heimatstadt «nur noch vereinzelt Deutsche».
An Spekulationen über einen Austritt Deutschlands aus der EU beteiligt er sich nicht. Im Februar zog er eine Grenze ein, als er auf einem Landesparteitag betonte, antisemitische und rassistische Positionen hätten in der AfD nichts verloren. Ärger bereitet ihm eine von der AfD nicht als Spende deklarierte Werbekampagne für seinen Landtagswahlkampf 2016, die von der Bundestagsverwaltung als illegal eingestuft wird. Meuthen hat fünf Kinder und ist in dritter Ehe verheiratet.