Um kurz nach elf eröffnen Maren Beneke und Marcel Auermann die Veranstaltung. Sie haben die anwesenden Politiker gebeten, Hasskommentare mitzubringen, die gegen sie verfasst worden sind:
Kristina Vogt, Spitzenkandidatin der Linken, erzählt von einer E-Mail-Kampagne, die gegen sie gefahren wurde. Fotomontagen zeigen sie mit einem Fadenkreuz im Gesicht. Bezeichnet wurde sie darin unter anderem als "Missgeburt".
Lencke Steiner, FDP-Kandidatin, zitiert "Lencke, halt die Fresse, sonst bekommen dein Papi und du ein Messer in die Kehle". Allerdings habe sie auch schon Heiratsanträge bekommen.
Andreas Bovenschultes Erfahrungen kommen vor allem aus der rechten Szene. "Ich wünsche Ihnen und ihrer Familie Aids-Krebs", hat er als Zuschrift bekommen - interessanterweise sogar mit Klarnamen unterschrieben. Er stellt jedoch auch klar, dass so etwas bei ihm nicht an der Tagesordnung sei. Außerdem ergreife er auch entsprechende Schritte.
Maike Schaefer, Spitzenkandidatin der Bremer Grünen, erzählt ebenfalls aus ihrer persönlichen Erfahrung. Schriftlich hat sie bisher keine Zuschrift erreicht. Hin und wieder erhalte sie Mails, die an Massenverteiler adressiert seien. "Ich glaube, dass es mit den Medien zu tun hat, die man benutzt", sagt sie.
Jens Eckhoff von der CDU sagt: "Es gehört mit dazu, online zu kommunizieren." Er hat keine Mails mitgebracht, weil er der Meinung ist, dass diese es nicht Wert sind, sie noch einmal vorzutragen. Eckhoff stellt klar: "Persönliche Angriffe sind nicht in Ordnung." Der CDU-Politiker berichtet, dass er bereits in den 1980er-Jahren bereits Morddrohungen auf postalischem Weg bekommen habe, dass sei in den vergangenen Jahren weniger geworden.
Frank Magnitz stimmt Eckhoff zu. Auch er hat keine EInträge mitgebracht. Es gibt sie jedoch, stellt er klar. Diese Posts treten immer in Wellen auf, erzählt er. Bei ihm sei es insbesondere nach dem 7. Januar der Fall gewesen, das ist der Tag, an dem er in Bremen überfallen worden ist.
Im ersten Themenblock des Tages geht es um die Verrohung der Sprache.
Jan-Felix Jasch