"1722 hat Carl Kühne den ersten Essig-Delivery-Service erfunden", erzählt Kirsten über die Gründung des Lebensmittelherstellers. Er füllte ihn in Flaschen ab und lieferte ihn von Haus zu Haus. Damit habe er ein echtes Problem gelöst, denn so konnten die Menschen komfortabel ihre Gemüse einlegen und über den Winter konservieren. Heute habe Kühne eine 90-prozentige Bekanntheit in Deutschland.
Aber im Jahr 2013/14 war das Unternehmen an einem Tiefpunkt, weil der Umsatz seit Jahren rückläufig und die Kundschaft überaltert war. Also hat Kühne eine neue Marken- und Unternehmensstrategie entwickelt. Ziele waren mehr Umsatz, mehr Profit, mehr Marktanteil, größere Reichweite und Verjüngung der Zielgruppe unter 50 Jahre. "Die Marke muss bei den Konsumenten unter 50 zumindest etwas auslösen, sonst tun wir uns in Zukunft schwer", sagt Trenkner.
Aber das Probleme liege oftmals in der Unternehmensstruktur, die althergebracht und von oben durch die Gründerfamilie diktiert wird. "Da werden dieselben Produkte wie immer hergestellt und das Marketing soll gefälligst zusehen, wie sie die verkaufen", zitiert sie die Einstellung, die sicher lange Zeit in vielen Traditionsunternehmen herrschte. Aber man müsse konsequent den Kunden in den Mittelpunkt stellen und das Geschäft daran ausrichten, auch wenn dabei alte Werte auf der Strecke bleiben: "Wir alle brauchen den Mut, loszulassen", fordert sie.
Die neue Produktstrategie sieht so aus: Rotkohl, Cornichons und Essig sind der Maschinenraum von Kühne, sagt sie. Die Basis, auf der die Marke steht und die nicht angefasst wird. Das Wachstum kommt von den beiden neuen Marken Enjoy und Made For Meat, die Kühne auf Basis von Nutzerumfragen entwickelt hat. "Wir hatten keine Ahnung wie Gemüsechips gehen, oder Knuspererbsen. Wir wussten auch nicht, wie man die vertreibt", gibt sie zu. Aber sie mussten das Risiko eingehen. Denn sie wussten, dass der Kunde Interesse daran hat. Hinzu kommt: Es gibt eine Verbindung zum Gemüse. Das sorge für Glaubwürdigkeit.
Ihr abschließendes Credo: "Wenn Sie Innovation machen wollen, machen Sie das nicht nebenbei. Innovation geht nicht mit 30 Prozent."