Nicht nur Amazons Mitarbeiter erhalten tiefe Einblicke ins Privatleben der Alexa-Nutzer – auch bei Google analysieren Angestellte die Aufzeichnungen von Google Assistant.
Klar, die Sprachassistenten Alexa, Siri und Google Assistant sind neu und ausbaufähig. Auch klar: Die Internetriesen wollen die Technologie verbessern. Noch klarer: Das geht auf Kosten der Privatsphäre der Nutzer. Wie der flämische Rundfunksender VRT am Mittwoch berichtete, haben Google-Vertragsarbeiter Gespräche, die von Google Assistant aufgenommen wurden, verschriftlicht.
Mehr als tausend Gesprächsmitschnitte hat VRT zugespielt bekommen, wobei nicht alle Aufzeichnungen absichtlich entstanden seien. Offenbar hatte Google Assistant sich durch ein Missverständnis (Jemand hatte zum Beispiel „Okay gut“ statt „Okay Google“ gesagt) ein paar Mal aktiviert, ohne dass die Nutzer es mitbekommen hatten.
Google hört bei Bettgesprächen mit
Die Google-Mitarbeiter konnten nicht nur bei Bettgesprächen, sondern auch bei medizinischen Informationen mithören. Auch mit der Anonymisierung der Daten hat es der Tech-Konzern nicht so ernst genommen: Zwar erhielten die Mitarbeiter bei der Verschriftlichung der Gesprächsmitschnitte keine Informationen zu den Nutzern, hätten deren Identität aber dank der genannten Adressen in den Aufzeichnungen erkennen können. Ein VRT-Journalist konnte mehrere betroffene Nutzer identifizieren.
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In einem am Donnerstag veröffentlichten Blogpost verteidigte sich Google. Man verschriftliche die Gespräche, um die Technologie weiter zu entwickeln, beispielsweise in Hinblick auf Akzente. Außerdem würde in den Nutzungsbedingungen stehen, dass Google Audioaufnahmen zur „Qualitätsverbesserung“ nutze.
Mehr Privatsphäre, weniger Funktionen
Zwar ist die Aufnahmefunktion bei Google Assistant anfangs ausgeschaltet, jedoch rät der Konzern, sie zu aktivieren, um von allen Funktionen profitieren zu können. Wer die Aufnahmefunktion ausgeschaltet lässt, hat weniger personalisierte Features zur Verfügung.
Allerdings dürfte die Nachricht für Nutzer von Sprachassistenten keine große Überraschung sein: Schon im April gelangte Amazon in die Schlagzeilen, weil auch dort Mitarbeiter Zugriff auf Audioaufnahmen und Adressen der Alexa-Nutzer haben.
Wer seine Privatsphäre schützen möchte, ist bei den großen Tech-Riesen einfach nicht gut aufgehoben.