Ranga Yogeshwars Vortrag brachte den ein oder anderen Zuschauer ins Grübeln. In einem Turing Test spielte er dem Publikum klassische Musikstücke vor. Sie sollten beurteilen, welches aus menschlicher und welches aus maschineller Hand stammt. Das Ergebnis: Uneinigkeit und "verschwommene Grenzen". Yogeshwar stellte die Frage in den Raum, ob Maschinen sich outen sollten, beispielsweise wenn der Google-Account einen Friseur-Termin ausmacht. Wie man sehe, sei es bereits jetzt schwer, Mensch und Maschine voneinander zu unterscheiden.
Der Mensch liebt technische Innovationen, weil sie ihm das Leben erleichtern. Allerdings werde es gefährlich, wenn diese Erleichterung der Gesellschaft schade. Die Schnelligkeit in der Informationsverbreitung führe zu multiplen Wahrheiten, da nicht jedermann über den gleichen Informationsstand verfüge. Es sei bewiesen, dass sich falsche Nachrichten schneller verbreiten als wahre. Der Grund: sie führen zu Erregung. Die gesellschaftliche Kommunikation werde dadurch degradiert.
Wie wird es weiter gehen? Ranga Yogeshwar stellt seinem Publikum das Buch von morgen vor. Natürlich ein E-Book, das die Augenbewegungen seines Lesers tracken und die Weitung seiner Pupillen messen kann. Dadurch ermittele das Buch nicht nur die Lesegeschwindigkeit seines Rezipienten, sondern auch dessen Gefühle - wie Spannung, Aufregung und Zuneigung. "Es kann passieren, dass in Kapitel sieben Ihr Buch anruft und Ihnen sagt, sie sollen zum Augenarzt, weil auffällige Daten registriert wurden. Der Termin wurde natürlich von Buch bereits ausgemacht. Beim Arzt wird Ihnen erklärt, dass ihr Buch von einem Pharmakonzern stammt und durch seine Aktivitäten erkannt wurde, dass sie an Parkinson im Frühstadium leiden."
Obwohl Maschinen unser Leben optimieren können, sieht Yogeshwar die individuelle Freiheit gefährdet. "Im Moment werden viele Leute ausgeraubt, sie merken es bloß nicht", erklärt er. Gemeint ist damit der Raub der persönlichen Daten. Man stelle sich vor, in Zukunft ist der Zugang zu einer Krankenversicherung daran gebunden, dass man sich regelmäßig sportlich betätigt, was durch ein Fitnessarmband überprüft wird. Wie frei ist man noch, wenn einem die Maschine vorschreibt, was man zu tun hat?
Nina Dworschak