Adam sucht Eva, Das Sommerhaus der Stars oder Der Bachelor. Haben diese Formate einen Wert für die Öffentlichkeit? Bieten die privaten TV-Anstalten überhaupt einen sogenannten Public Value? Um dieses Thema ging es in der Veranstaltung: Public Value. Was leistet das private Fernsehen?
Erst kam Thomas Lückenrath, Chefredakteur und Gründer von DWDL.de, zu Wort. Lückenrath beklagte, dass Public Value ein Kunstbegriff sei, den jeder mit eigenen Inhalten fülle. "Es ist jedoch nicht so, das der öffentlich-rechtliche Rundfunk die Werte bzw. Public Value für sich gepachtet hat", so Lückenrath. Denn auch RTL hat schon mit dem Team Walraff 5 Mio. Menschen auf den Pflegenotstand aufmerksam gemacht. "Gleichzeitig produziert RTL jedoch auch Formate wie Schwigertochter gesucht, in denen ich sehr wenig bis sogar keinen Public Value sehe."
Frank Hoffman, Chef von RTL Television, wendete sich klar gegen diese Aussage. "Wir stehen zu Schwiegertochter gesucht", so Hoffmann. Zudem zählte Hoffmann die Errungenschaften seiner Sendegeuppe im Hinblick auf Public Value hervor. "Knapp 700 Journalisten arbeiten für unsere News-Formate. Außerdem bilden wir jährlich neue Journalisten in unserer eigenen Akademie aus. Daran sieht man, wie ernst wir Public Value nehmen." Für Hoffmann steht die Relevanz im Vordergrund. "Überall wo wir relevant sind, sind wir auch erfolgreich. Deshalb zieht sich Relevanz durch Janet ganzes Programm." Auch sollte der Public Value Begriff nicht von einer Elite definiert und okkupiert werden. "Wir stehen sowohl zu Bayreuth als auch zu Wacken!", antwortete Hoffmann auf die Frage nach der Defintion des Public Value Begriff im Hinblick auf Kultur.
Auch ProSieben Fernsehchef, Daniel Rosemann, schlug in die gleiche Kerbe. "Public Value ist in unserem Grundinteresse. Wir wollen möglichst viele Menschen mit unseren Inhalten begeistern, unterhalten oder informieren". Zudem will Rosemann mit seinem Sender Werte schaffen und vermitteln. Dabei hob er exemplarisch die Nachrichtensendung Galileo hervor: "40% aller 14-49 jährigen schauen täglich Galileo. Hier können wir Werte hervorragend vermitteln." Desweiterwn warnte Hoffman eindringlich vor Denkverboten. "Wir dürfen vor allem den jungen Menschen nicht vorschreiben, was richtig oder falsch ist. Das wäre fatal." Vor allem die Zeit nach 17:15 Uhr sieht der ProSieben Fernsehchef hochwertig gefüllt. "Mit taff, newstime und Galileo haben wir drei Liveformate in dieser Zeit. Das beweist die Wichtigkeit von Public Value für uns."
Zudem verteidigte Rosemann auch das Format Germany’s next Topmodel. "GNTM ist für uns ganz klar gesellschaftsrelevant. Seit drei Jahren können sich bei GNTM etwa auch Transgender-Mädchen bei uns bewerben. Damit bringen wir neue, für uns sehr wichtige Themen nach vorne."
Dr. Markus Schäfer, CEO der Profuktionsfirma All3Media, die sowohl für öffentlich-rechtliche als auch für private Sender arbeitet, sieht keine gravierenden Unterschiede in der Programmerterteilung zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Anstalten. Diese finde man eher in der Genese der Themen. Zudem betonte Schäfer die wirtschaftliche Dimension in der TV-Branche. "Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen und müssen uns wieder refinanzieren. Natürlich spielt deshalb Geld eine wichtige Rolle."
Desweiteren sieht Schäfee eine Veränderung im deutschen Fernsehmarkt. "Eigentlich kann von einem dualem Runfunksystem nicht mehr die Rede sein. Wir leben in einem mehrdimensionalen Sytem, indem Streamingdienste wie Netflix eine immer größere Rolle spielen."
Angesprochen auf Netflix ergänzte Rosemann: "Wir diskutieren hier über Public Value. Wie viel Value hat Neflix denn in Deutschland geschaffen? Null Komma Null! Deshalb ist ein Vergleich mit Neflifx reine Zeitverschwendung."