Der Onkel meiner Freundin ist gestorben. Mit 51 Jahren hart auf die Couch aufgeschlagen. Herzinfarkt.
Ich will auch gern zu Hause sterben. Aber bitte noch nicht jetzt. Seit dem Wochenende fühle ich beständig meinen Puls. Meine Zeit ist endlich. Aber jetzt habe ich gerade noch Kraft, Power und ein paar Visionen.
Vielleicht können wir unser Treffen, lieber Gott, noch ein wenig vertagen, nicht auf den Sankt Nimmerleinstag - nur ein paar Monate.
Ich müsste mich da noch bei ein paar Menschen entschuldigen und in Rio war ich auch noch nicht - in Paris bin ich nur mit dem Wohnmobil durchgerauscht und Venedig, wäre auch sehr schön.
Aber vielleicht werde ich auch Neunzig, wie Helmut Schmidt, mit einem breiten Grinsen und einer Zigarette im Mund.
Der Onkel meiner Freundin war nun wirklich noch nicht fällig, ich weiß nicht, was Du Dir dabei gedacht hast. Selbst wenn ich Dir ins Gewissen rede, wirst Du es nicht mehr ändern wollen. Und die Auferstehung von den Toten ist Deinem Sohn vorbehalten.
Lieber Gott, ich bin irritiert - nicht ungläubig. Aber traurig.
Uwe Tschirner